Villa Antona Traversi

Der monumentale Gebäudekomplex von Villa Antona Traversi in Meda thront seit genzen zwei Jahrhunderten auf der Erhebung, die terassenartig die Hochebene nördlich von Mailand dominiert und schon vor fast zwölfhundert Jahren ausgewählt wurde für die Errichtung des Klosters San Vittore.
Jenes Benediktinerklosterwurde Anfang des 9 Jahrhunderts (um 830) von zwei berühmten Persönlichkeiten gegründet, nämlich Aimone und Vermondo aus dem Geschlecht Manfredinghi, eine bedeutende Adelsfamilie aus Oberitalien, welche der Überlieferung nach hiermit ein Gelübde erfüllten, das sie der Heiligen Jungfrau abgelegt hatten. Ihre sterblichen Reste befinden sich noch heute in einer Urne unter dem Altar der Kirche San Vittore.
Im Jahr 1195 kehrte hier auf dem Heimweg nach Deutschland Kaiser Heinrich VI in Begleitung seiner berühmten Gemahlin Constanze d’Altavilla ein.
Mit der Durchsetzung des Stadrechts auch für Meda büsste das Kloster einen Grossteil seiner weltlichen Macht ein: Im Jahr 1252 musste die Äbtissin auf die wichtigsten Feudalrechte verzichten und das Statut der Stadt anerkennen, ohne aber die kirchlichen Rechte des Klosters zu verlieren. 1496 findet hier die historische Begegnung zwischen Kaiser Maximilian von Hapsburg und dem Herzog von Mailand, Lodovico il Moro, statt.
Im 18. Jahrhundert nehmen tiefgreifende und für das Kloster höchst schicksalhafte Entwicklungen ihren Lauf; es kann der von Josef II verfügten allgemeinen Klosterschliessung zwar um ein Haar entgehen, muss dann aber der sehr viel radikaleren Gangart der Zisalpinischen Republik weichen, die unter Napoleon gegründet wurde.
Am 29 Mai 1798 wird das tausendjährige Kloster per Dekret geschlossen, die Nonnen werden vertrieben und all seine Güter werden versteigert. Im Oktober das nachfolgenden Jahres werden sie von Giovanni Giuseppe Maunier erworben, einem reichen Händler aus Marseilleund Lieferant des französischen Heeres. Dieser zeigt sich vällig unbeeindruckt vom altehrwürdigen Angedenk des Klosters und beauftragt den berühmten Wiener Architekten Leopold Pollack mit seinem Umbau in einen klassizistischen Landsitz. Pollack reisst einen Grossteil des alten Klosters ab und errichtet zahlreiche neue Gebäude, darunter das Haupthaus mit seiner prächtigen Fassade, die wir noch heute mit ihrem halbkreisförmigen grossen Balkon bewundern können, der sich zur weiten Ebene hin erstreckt und einen atemberaubenden Ausblick von den Alpen bis zu den Apenninen bietet.
Pollack schafft ausserdem eine Reihe herrlich ausgeschmückter Säle im klassizistischen Stil, wovon besonders das Achteck, der Ballsaal und der Spiegelsaal zu erwähnen sind; der antike Kreuzgang wurde umgewandelt in einen Hof und mit einem grossen Salon bereichert. Einige prächtige Überreste des alten Klosters haben den klassizistischen Umbau allerdings zum Glück überstanden: vor allem die 1520 fertiggestellte Kirche San Vittore, die mit dem bedeutendsten Renaissance-Freskenzyklus des nördlichen Mailänder Umlands verziert ist; dieses Werk stammt aus der Hand Barnardino Luinis und Schülern und wurde später bereichert durch die Fresken von Giulio Campi and der Wand hinter dem Hochaltar sowie durch das Altarbild Giovanni Battista Crespis, genannt Cerano, das 1626 hinzukam. Man kann hier ebenfalls eine vergoldete Holzstatue der Maria des Rosenkranzes aus dem 17 Jahrhundert bewundern wie auch eine Holzfigurenszene im lombardischen Stil, die die Kreuzabnahme darstellt und in manchen Detais die Hand Gaudenzio Ferraris vermuten lasst.
Ebenso blieben die wunderschönen Fresken des Chorraums erhalten, welche wiederum ein Werk Bernardino Luinis sind. Der alte Raum wird heute durch einem von Pollack verlegten Fussboden zweigeteilt, aber die bezaubernden Arabesken an der Decke und die rundherum angebrachten Bilder schaffen auch heute noch eine herrliche Dekoration des Chors.
Der Rest des Klosters und die neue klassizistische Villa wurden 1836 von Giovanni Traversi erworben, der den Gebäudekomplex seinem Enkel und dessen Nachkommen vrmachte, bis zu den gegenwärtigen Eigentümern, die das Gut noch heute verwalten.